Mit Turnschuhen reich werden – keine Fantasie, sondern Realität. Inzwischen gibt es sogar eine Online-Plattform, auf der Sneaker wie Aktien gehandelt werden – inklusive Einsicht in die Preisentwicklung. Aber taugen Sneaker wirklich als seriöse Kapitalanlage?
Adidas Yeezy Boost, Nike Air Mag, Air Jordan 1 – diese Namen bringen die Augen von sogenannten Sneakerheads zum Leuchten. Es handelt sich um extrem begehrte Sneaker-Modelle, die bei Online-Auktionen fünfstellige Summen erzielen. Die Wertsteigerung ist mitunter enorm. So hat der ein oder andere Sneaker-Enthusiast bereits enorme Gewinne verzeichnen können. Der US-Amerikaner Benjamin Kapelushnik wurde beispielsweise auf diese Weise im Alter von 16 Jahren zum Millionär.
„Grundsätzlich gibt es zwei Lager: Zum einen die echten Sneakerheads, die sich mit exklusiven Schuhen von der Masse abheben wollen und den seltenen Modellen hinterherjagen. Die Reseller dagegen kaufen limitierte Modelle an, um sie sofort wieder zu verkaufen.“
Christopher Blumenthal, Inhaber von deadstock.de
Mit Verknappung und Promi-Faktor zum Kultobjekt
Am begehrtesten sind Sneaker-Modelle bekannter Marken wie Adidas und Nike, die in limitierter Stückzahl auf den Markt gebracht werden: ein Prinzip, das in der Wirtschaftstheorie unter „künstliche Knappheit“ bzw. „Verknappung“ bezeichnet wird. Je seltener und exklusiver der Schuh, desto interessanter und gefragter wird er für den Konsumenten. Ein Blick auf die Liste der am teuersten gehandelten Sneaker-Modelle zeigt auch, dass Schuhe, die in Kooperation mit Berühmtheiten designt wurden, besonders beliebt sind – für Nike sind das etwa DJ Khaled, Pharell Williams und Eminem. Ein Beispiel: Auf stockx.com, einer Online-Plattform, auf der Lifestyle-Produkte wie Uhren, Handtaschen oder eben Sneaker wie auf der Börse gehandelt werden, wird der Jordan 4 Retro Eminem Encore (2017) für über 40.000 € angeboten.
„Sobald eine bestimmte Person des öffentlichen Lebens involviert ist, wird der Preis steigen.“
Rami Eiserfey, Redakteur Praise Mag
Wie rentabel ist das Sneaker-Investment wirklich?
Angesichts solcher enormen Summen könnte man sich als Anleger durchaus fragen, ob Sneaker eine interessante Kapitalanlage darstellen. Denn: Die Investition in Sachwerte ist an sich nichts Neues – neben Aktien, Anleihen und Immobilien stellen Objekte wie Oldtimer, Luxusuhren oder Kunstwerke eine gängige Form der Geldanlage dar. Aber sind Sneaker wirklich eine ernst zu nehmende Alternative?
„Grundsätzlich gibt es zwei Lager: Zum einen die echten Sneakerheads, die sich mit exklusiven Schuhen von der Masse abheben wollen und den seltenen Modellen hinterherjagen. Die Reseller dagegen kaufen limitierte Modelle an, um sie sofort wieder zu verkaufen.“
Christopher Blumenthal, Inhaber von deadstock.de
„Sobald eine bestimmte Person des öffentlichen Lebens involviert ist, wird der Preis steigen.“
Rami Eiserfey, Redakteur Praise Mag
Worum geht es den Sneakerfans denn wirklich: Um eine Möglichkeit, Geld zu verdienen, oder eher um den Sammler- bzw. emotionalen Wert der Schuhe?
C.B.: Das ist total unterschiedlich. Grundsätzlich gibt es zwei Lager: Zum einen die echten Sneakerheads, die sich mit exklusiven Schuhen von der Masse abheben wollen und den seltenen Modellen hinterherjagen. Die Reseller dagegen kaufen limitierte Modelle an, um sie sofort wieder zu verkaufen. Direkt nach dem Release sind sie nämlich am meisten wert. Man muss schnell sein.
Wie sieht es bei dir aus? Verkaufst du oder sammelst du?
C.B.: Als Blogger kaufe ich eine Menge Sneaker, um immer auf dem Laufenden zu sein. Den „heißen Scheiß“ behalte ich natürlich selbst. Aber ich stelle mir die Schuhe nicht nur ins Regal. Schuhe sind doch dazu da, getragen zu werden zu werden, anstatt zu verstauben.
Wann musst du einen Sneaker unbedingt haben?
C.B.: Ich interessiere mich für limitierte Releases. Aber in erster Linie muss mir der Schuh gefallen – dabei ist es mir dann auch egal, ob er limitiert oder „von der Stange“ ist!
In Sachwerte zu investieren, lohnt sich nur, wenn es auf lange Sicht genug Abnehmer gibt, sodass man seine Sammlerstücke später auch wieder zu Geld machen kann. Wie schätzt du die Situation auf dem Sneaker-Markt ein?
R.E.: Wir befinden uns definitiv gerade auf einem Höhepunkt des Sneaker-Hypes. Allerdings ist das Business seit Jahren konstant gewachsen. Sneaker werden auch noch in den nächsten Jahren angesagt sein – lediglich die jeweiligen Schuh-Modelle werden sich ändern. Durch Kollaborationen mit mittelständischen und High-Fashion-Marken versuchen die Hersteller, das eigene Portfolio zu erweitern und neue Kundenkreise zu erschließen.
Nicht nur limitierte Luxus-Turnschuhe werden teuer gehandelt, auch Retro-Modelle haben teilweise eine enorme Wertsteigerung. Kann ich denn heute schon wissen, welcher Schuh in 20 Jahren wieder voll gefragt sein wird?
R.E.: Das lässt sich schwer abschätzen. Aber bestimmte Faktoren spielen definitiv eine Rolle, allen voran die Limitierung der Stückzahlen. Ansonsten gibt es bestimmte Kollaborationspartner, die als cool gelten und automatisch den Wert eines Sneakers steigern. Seien es Künstler wie Murakami oder Kaws oder berühmte Designer wie Virgil Abloh oder Kim Jones – sobald eine bestimmte Person des öffentlichen Lebens involviert ist, wird der Preis steigen.
Wie sehen eigentlich die Sneaker-Hersteller oder auch Retailer den Trend? Profitieren sie von dem Hype oder schadet er eher dem eigenen Geschäft?
R.E.: Die Marken profitieren natürlich von diesem Drittmarkt. Schuhe, die auf eBay, StockX oder Grailed für große Summen gehandelt werden, sind im allgemeinen Konsens „der heiße Scheiß“. Wenn Sneaker hingegen nicht ausverkauft sind und keine hohen Summen auf dem Drittmarkt erzeugen, sind sie demnach nicht begehrt und im Folgeschluss auch nicht cool. Für die Retailer sieht das Ganze etwas komplexer aus. Gehypte Schuhe werden natürlich besser verkauft, allerdings bleibt alles andere im Laden stehen. Die Retailer kommen so in eine Zwickmühle, denn um die gefragten Schuhe zu bekommen, müssen sie von den Marken eine gewisse Stückzahl an weniger gefragten Produkten abnehmen und verkaufen.
Wann lohnt sich Ihrer Meinung nach das Investieren in Sneaker?
J.R.: Eine solche Form der Geldanlage ist nur für Leute interessant, die in den Markt eintauchen und ihn verstehen wollen – das gilt für jegliche Investition in Sammlerobjekte, wie zum Beispiel Oldtimer, Kunst und Wein. Wer sich überhaupt nicht für das Thema Sneaker interessiert und lediglich einen schnellen Gewinn realisieren möchte, der sollte sich meiner Ansicht nach eher nach klassischen Formen der Geldanlage umschauen.
Interessant ist der Sneaker-Markt aber durchaus, weil es sich um Anlageobjekte mit Liebhaber-Faktor handelt. Selbst wenn der monetäre Wert sinkt, bleibt ein Restwert erhalten: nämlich der emotionale Wert und der praktische Nutzen des Turnschuhs. Den kann man schließlich nicht nur sammeln und anschauen, sondern auch in seiner ursprünglichen Bestimmung nutzen.
Und was spricht gegen Sneaker als Geldanlage?
J.R.: Wie schon angedeutet: Neben Geld und Zeit muss man auch die Bereitschaft mitbringen, sich über das Geschehen am Markt zu informieren und kontinuierlich auf dem Laufenden zu bleiben. Ein Informationsrückstand kann sich negativ auf Sie als Anleger auswirken, da Sie Ihr Geld leicht für die falschen Objekte ausgeben, neue Trends nicht erkennen oder schlichtweg über den Tisch gezogen werden.
Des Weiteren ist bei einem Sammlerobjekt wie Sneakern schwer einzuschätzen, ob das Investment auf lange Sicht gewinnbringend ist. Es stellt sich immer die Frage: Bleibt das Objekt marktgängig, also gibt es langfristig genügend Leute, die sich dafür interessieren und entsprechend ihr Geld ausgeben? In puncto Transparenz (wie groß ist die Informationsdichte im Markt?) und Handelbarkeit beziehungsweise Liquidität (wie schnell und einfach kann ich das Objekt zu Geld machen) sind andere Formen der Geldanlage meiner Meinung nach für „normale“ Kapitalanleger geeigneter. Allerdings tragen Online-Plattformen, die die Wertentwicklung der verschiedenen Sneaker-Modelle öffentlich zugänglich machen, entscheidend zur Transparenz des Marktes bei und verbessern kontinuierlich die Preisbildung.
Wie sieht es mit der Rentabilität aus?
J.R.: Wie man anhand der geforderten und gebotenen Summen für die Sneaker-Modelle feststellt, besteht teilweise eine recht hohe Spanne zwischen dem Angebots- und Nachfragepreis. Das ist für Sie als Anleger natürlich ungünstig, weil Sie diese Spanne zunächst einmal durch Werterhöhung verdienen müssen. Auf der anderen Seite sind die Gewinnchancen teilweise natürlich schon beeindruckend. Alles in allem ein spannender Markt für Enthusiasten. Übrigens habe ich auf den Plattformen schon einige tolle Exemplare gesehen, die ich persönlich dann allerdings ganz klassisch zum Laufen nutzen werde.
In 5 Schritten zum Sneakerhead
Wir haben mit weiteren leidenschaftlichen Sammlern & Sneakerheads aus der Szene gesprochen und aus ihren persönlichen Tipps und Empfehlungen eine 5-Steps-Checkliste für alle erstellt, die sich im Reseller Game ausprobieren möchten:
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Sei up-to-date
Informiere dich auf Sneaker-Magazinen und -Blogs über aktuelle Releases und die Beliebtheit verschiedener Marken und Modelle.
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Kenne die Abläufe
Du solltest wissen, wie Releases funktionieren, um den Verkauf der begehrten Modelle nicht zu verpassen – egal, ob in-Store oder online.
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Kenne den Sneaker-Wert
Auf Portalen wie StockX kannst du dich über die Entwicklung der Verkaufspreise informieren.
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Nehme an Verlosungen teil
Bei sogenannten „Raffles“ wird das Kaufrecht auf limitierte Sneaker-Modelle verlost – online oder in den Stores. Informiere dich über anstehende Raffles und nimm teil, auch an sämtlichen Gewinnspielen!
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Checke verschiedene Kaufplattformen
Sneaker kaufen und verkaufen kannst du auf allgemeinen Plattformen wie eBay oder spezialisierten Marktplätzen wie StockX oder Klekt, alternativ aber auch in Facebook-Gruppen und auf Instagram.